Noch 8 Wochen bis zum Start

März 10th, 2009

Liebes Blog, liebe Fans und Teilnehmer,

die Vorbereitungen laufen natürlich auf Hochtouren. Zwei Autos, umfangreiches Kartenmaterial etc. sind schon besorgt. Routenplanung ist in weiten Teilen abgeschlossen.
Website steht auch größtenteils. Was soll jetzt noch schief gehen?
… OK. Ihr könnt uns aber wenigstens Glück wünschen!

Weiteres folgt, sobald spruchreif.

Papst kommt auch!

März 10th, 2009

Kaum dass es sich im Vatikan herumgesprochen hat, dass wir nach Jordanien reisen, lässt der Heilige Vater verkünden, auch dorthin zu reisen. Als schweren Affront müssen wir dabei werten, dass er bewusst einige Tage vor uns eintreffen will.
“Die Gläubigen rief er auf, für das Gelingen seiner Reise zu beten”, heißt es unter www.katholisch.de.
Und wer betet für uns?

Routenplanung

März 11th, 2009

Zwischendurch mal ein paar Gedanken zur Routenplanung:
An sich ist das ganz einfach: Auf den Balkan kommt man von Hamburg aus, indem man durch den Elbtunnel fährt. Oder über die Elbbrücken, wenn man weiter östlich wohnt.
Bis in die Türkei ist es dann auch nicht mehr weit (bei uns im Spar-Markt arbeiten jedenfalls zwei Türken, die mittags zum Essen immer nach Hause fahren). Und in der Wüste ist es so ähnlich wie im Wattenmeer, nur weniger Wasser. Hat den Vorteil, dass man nicht ertrinkt, wenn die Flut kommt.
Weiß gar nicht, warum wir die vielen teuren Karten gekauft haben.
(An dieser Stelle Dank an Dr. Götze Land & Karte, Hamburg)

Autosuche und -kauf. Ein Zwischenbericht.

März 14th, 2009

Letztes Wochenende konnten Martin, Karsten und Det einem Libanesischen Händler in Itzehoe für 1.000,– Europäische Piaster unser zweites Auto abluchsen. Es handelt sich um einen W124 200TE mit geringer Laufleistung (lächerliche 268.000 km). Er ist in einem schönen dunkelrotmetallic gehalten, das mit für den günstigen Preis gesorgt haben dürfte. Die lange Standzeit auf dem Exportplatz des Libanesen am Hafen von Itzehoe hat die Räder leider etwas unrund werden lassen. Als Reserveräder sollten sie aber allemal noch taugen. Die Bremsen haben auch ein wenig gelitten. Die Strecke bis Hamburg hat er aber bereits - auf eigener Achse - heil überstanden. Weil er der Zweite ist, haben wir ihn “Bravo” genannt.
Ein zuvor in der Pampa hinter Albersdorf besichtigtes weißes Modell konnte dagegen motormäßig nicht überzeugen und wurde nach der Probefahrt dem Verkäufer wieder ausgehändigt.

Wiederum eine Woche zuvor hatten Martin und Karsten schon für den ersten Treffer gesorgt und einen Mercedes Modell 230 TE gekauft. Das ist unser “Alpha”. Es fehlte also noch “Charly”.

Um diesen Zustand zu beenden, waren wir gestern (Det) und heute (Martin, Karsten und Det) wieder unterwegs. Die richtig günstigen scheinen jetzt erstmal vom Markt zu sein, die Preise gehen jetzt bei 1.500,– los. Wäre aber immer noch deutlich unter dem Rallye-Limit von 2.000,–. Allerdings hatte sich jetzt die gesamte Auto- und Händlerschaft gegen uns verschworen: Entweder sprangen die Autos gar nicht an (2 Fälle) oder die Händler waren nicht zugegen (weitere 2 Fälle) oder hatten bereits Feierabend (nochmal 2 Fälle). In allen Fällen wurden wir auf Montag vertröstet. Aber in der Woche ist unser Platz im Büro.
Ein weiterer privater Verkäufer erzählte bunte Geschichten, die sich alle um die letzten problemlosen 14.000 km seines Angebots drehten. Nebenbei erwähnte er noch, welche Teile der Wagen in der Zeit alle neu bekommen hatte. War wohl doch nicht so ganz problemlos. Für die Geräusche aus dem Antriebsstrang hatte er natürlich auch eine harmlose Erklärung. Wir nahmen dennoch zunächst Abstand vom Kauf, da es uns mehr um die nächsten 6.000 km geht.

Unsere Hoffnungen ruhen nun auf der Genesung von Jogi, unserem Oberschrauber, sowie der West- und Südroute mit weiteren Angeboten, die wir sonst nächstes Wochenende angehen werden.
Waidmanns Heil!

Spielerfrauen klären Klamottenfrage

März 22nd, 2009

Zwei unserer Frauen haben es gewagt und die “Fanreise” gebucht. Bärbel und Claudia sind die Mutigen. Klar, dass bei einem Schlückchen Prosecco erstmal geklärt werden musste, was die Frau von Welt in Jordanien trägt. Von Bikini bis Burka ist ja schließlich alles möglich. Ergebnis des abendfüllenden Workshops ist ein Look, der inspiriert von “Jenseits von Afrika” Landesbräuche aufnimmt und auf raffinierte Weise mit Westeuropäischem Chic verbindet. Für den Besuch religiöser Stätten werden modisch-geschmackvolle Kopftücher mitgeführt, die mehr verhüllen, als sie zeigen.
Wir sind sehr gespannt.

Fahrzeugflotte ist vollständig

März 22nd, 2009

“Der frühe Vogel fängt den Wurm”, sagt ein altes chinesisches Sprichwort. Im konkreten Fall wurde der Wurm natürlich verkörpert durch einen Mercedes 230 TE. Karsten gab den Vogel. Und “früh” bedeutete in diesem Fall, bereits am Freitag loszuziehen. Ziel war ein Händler in Ritterhude. Das liegt bei Bremen.
Dass man als Hamburger nicht nach Bremen fahren soll, ist an sich klar, aber der Zweck heiligt die Mittel - und Wege. Prompt wurde Karsten aber durch Baustellen und lange Staus gestraft, der kurze Abstecher geriet zur tagesfüllenden Veranstaltung. Aber er war von Erfolg gekrönt: Das besichtigte Fahrzeug fand Gefallen und der ohnehin günstige Preis von 999,– EUR konnte noch um knapp 10% auf 900,– EUR herunter gehandelt werden*).
Gerd, “unser siebter Mann”, wird im Laufe der Woche noch einmal den Weg nach Ritterhude wagen und Charly holen, ebenso wie seinerzeit schon Alpha. Damit ist das Trio komplett.
Nach der Anmeldung der Autos wird sich unser qualifiziertes Team aus Ingenieuren und Schraubern (teilweise mit Doppelqualifikation) über die Fahrzeuge her machen und sie fit für ihre letzte Reise machen.

*) Für Insider: Der Pfefferhändler in Damaskus wird in uns noch seine Meister finden!

Routenplanung weiter fortgeschritten

März 22nd, 2009

Bereits früher hatten wir berichtet, dass die Routenplanung von Hamburg aus gesehen an sich nicht schwierig ist. Nun ist aber auch geklärt, ob wir auf dem Balkan links oder rechts fahren, sprich durch Serbien oder Rumänien. Bis Istanbul ist damit alles klar. Es sei aber nur soviel verraten: Da wir die Landessprache nicht so gut beherrschen, werden wir nicht durch Albanien reisen.
Hinter Istanbul werden wir versuchen, den Osten der Türkei zu meiden (man hört ja hin und wieder von Christenverschleppungen) und eher deutsche Kulturgebiete wie Antalya ansteuern. Zwischendurch hoffen wir, Sätze wie “isch hab ämol beim Daimler gschafft” aus türkischem Mund zu hören.

Verflixt und zugelassen

April 6th, 2009

Alpha, Bravo und Charlie dürfen jetzt auch allein auf die Straße: Unsere Autos haben alle die Segnung der Straßenzulassung erfahren dürfen. Dafür waren lediglich drei (!) Besuche auf der Zulassungsstelle nötig. Irgendwie sind wir da ein bisschen zwischen die Stühle “Privatmensch” (max. 2 Vorgänge und Nummer ziehen) und “Händler” (3 und mehr Vorgänge, aber nur 24-Std-Service) geraten. Hatte aber den Vorteil, dass wir nicht lange warten mussten.
Und dann die Sache mit den Saisonkennzeichen: Ist doch nicht schlecht, wenn man nur für 2 Monate Steuern und Versicherung vorauszuzahlen braucht. Muss man der Versicherung aber auch mitteilen, denn das wird auf der Deckungskarte bzw. bei der eVB (”elektronische VersicherungsBestätigungsnummer”) vermerkt. Nur einer hatte dran gedacht. Daraufhin haben die beiden anderen dann Hals über Kopf neue eVBs besorgt und mit dringendem Fax nachgemeldet.
Im Endeffekt sind dann die Faxe bis zum nächsten Morgen nicht in der zuständigen Abteilung angekommen (obwohl fett mit “dringend” markiert), bei dem anderen hatte die Versicherung gepennt. So haben jetzt doch alle normale Kennzeichen bekommen. Der dritte Besuch auf dem Amt war schließlich nötig, weil Behörden unglaublich nachtragend sein können. Die Forderung gegen Charlies Herrchen belief sich auf nicht einmal 100,– Euro, aber vor deren Begleichung war an die Zulassung nicht zu denken. Nennt man im zivilen Leben übrigens räuberische Erpressung.
Immerhin hat es schöne Nummern gesetzt:
HH-AY 1801, HH-AY 1802 und HH-AY 1803 - also Team 18, Auto 01, 02 und 03. Für das AY müssen wir uns noch eine schlüssige Erklärung ausdenken. Sieht ja sonst aus wie gewollt und nicht gekonnt.

Treffen am 23. April 2009

April 23rd, 2009

die letzten Vorbereitungen laufen in feucht-fröhlicher Grillrunde. Hiermit stelle ich mich als guter Geist im Hintergrund vor - Lutz -

Mein Job wird sein, regelmäßige Reiseberichte an dieser Stelle ins Netz zu stellen - ich freue mich jetzt schon aufs Korrekturlesen ;-)

2. Mai (Tag 1)

Mai 3rd, 2009

Beim Frühstück (07.30h) stellen die Schweren-Schwager fest, dass sie nur Premium Bier vertragen. Gestern hatten wir ein Begrüßungsfässchen geköpft und uns ein Schlummerpils gegönnt. Vielleicht waren es auch die Bierchen im Festzelt. Jedenfalls machte sich streckenweise etwas Kopfweh breit.

Bei der Heimfahrt vom Festzelt in unser Hotel hat Rainer weibliche Züge gezeigt: Für die Route zuständig drehte er beim Navigieren die Karte. Erst die Karte und dann unseren kleinen Konvoi. Gut, dass eine Straße nur zwei Richtungen hat. So mussten wir nur einmal grundlegend wenden. Zukünftig werden wir keine drehfähigen Karten mehr verwenden und oben „OBEN“ schreiben. Dann dürfte eigentlich nichts mehr schiefgehen.

Gestern gab es unsere erste Bastelprüfung. Alpha hatte Luft in der Hydraulik seiner Kupplung. Ordentlich heiß gelaufen wurde nicht mehr gekuppelt. Weniger problematisch auf der Autobahn, im Stadtverkehr und auf der Landstraße recht anspruchsvoll. Das haben die Alphajungs gut gemacht. In Oberstaufen angekommen ging Jogi zunächst in die Grube, um unten Alpha’s Innereien zu entlüften. Es kann wieder gekuppelt werden. Wir fahren gerade den Fernpass hinunter und sehen Alpha zu, wie er tapfer hoch- und herrunterschaltet. Geht doch! Daumen drücken.

Charlie hat´s mit der Zündelektrik. Einmal warm geworden, rüttelt und schüttelt er sich beim niedrigen Drehzahlen. Also alles mal bisschen lose machen, rütteln und kratzen und mit Kontaktspray einjauchen und alles wieder zusammentüddeln. Torsten fragt nach Kontaktspray und bekommt von seinem Team eher weniger qualifizierte Antworten. Das Team „Dirndl-Power“ reißt gerade an.

Als Hamburger Jungs haben wir uns selbstverständlich eindrucksvoll beim Start präsentiert. In der vollen Festhalle ging es für jedes Auto brav auf die Rampe, kleines Pläuschchen mit dem Presseonkel und ab die Post. Großer Applaus für uns, denn wir fahren mit unseren Außenlautsprecher mit ordentlich Druck und „Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins“ ein. Kannte jeder. Alpha folgte dann mit großer Hamburg Flagge auf dem Dach. So macht man das!

Jetzt fahren wir schön per Landstraße über den Brenner und schwingen dann gleich links ab zu unseren italienischen Freunden.

Ein Wort noch zu den Autos der anderen Teams: nein, kein Wort - es ist einfach unbeschreiblich. Selbst kühnste Schrauber aus unserer Hamburger Heimat standen mit aufgerissenen Augen und Mündern vor Vehikeln, mit denen unsere Liebe zu Hause nicht mal zum Bäcker an der nächsten Straßenecke fahren würden. Hammerhart! Bilder folgen.

So, jetzt fahren wir erstmal ein paar Meilen.

Soviel für den Anfang, sehr bald kommt mehr.

ohne Worte Panne...


2. Mai (1. Rallyetag) – Nachtrag

Mai 3rd, 2009

Wo waren wir zuletzt? Hinter dem Fernpass Richtung Innsbruck. Da fahren wir gleich wieder hin. In der Zwischenzeit waren wir sehr, sehr fleißig: Karsten und Det sind noch mal zu Obi in Füssen gefahren und die anderen haben derweil im Bergewitter im strömenden Regen (eigentlich war es eine beinahe feste Verbindung zwischen Himmel und Erden) den Alpha am Straßenrand verarztet. Alpha hatte sich von dem Endtopf seines Auspuffs getrennt. Wie eine Mondrakete beim Start. Da hat sich Alpha wohl vertan, das ist nicht sein geplanter Einsatz. Jedenfalls musste der Auspuff wieder angeschweißt werden.

Bastelarbeit am AuspuffZum Glück haben wir in Lermoos (Österreich) eine Werkstatt gefunden, die Alpha gleich auf die Bühne genommen und seinen Auspuff geschweisst hat. Offensichtlich mag Alpha es, wenn man unter seiner Gürtellinie werkelt. Das müssen wir langsam ändern, denn es wird doch ein wenig lästig. Vor allem werden die nächsten Helferlein, wenn überhaupt, nur gebrochen Deutsch sprechen.

Charlie hat die Schweißpause genutzt und seinen Bauch aufgeräumt. Jetzt finden Jogi und Torsten sogar wieder ein paar Dinge. Vorher sah es sehr versatzt aus. Die Uhr geht jetzt auf 19:30h. Wir stehen noch in Lermoos und warten auf Karsten und Det. Ein Schwerer Schwager hatte nämlich seinen Dokumentenlendenschurz bei OBI auf dem Dach unseres Autos vergessen und ist losgefahren. Die Papiere lagen dann auf der Straße. Ein wirklich treuer und ehrlicher Finder hat sie bei der Polizei abgegeben. Was für ein Glück! Charlie hatte schon unser Emergency und Back Office Lutz angemorst und um Landhilfe ersucht. Lutz hat sich auch sogleich mit hohen Behörden in Berlin in Verbindung gesetzt und uns einen Plan B organisiert. Lutz: Vielen Dank! Zum Glück haben sich die Papiere wieder angefunden.

So, jetzt wo eigentlich alles im Lot sein sollte, spulen wir noch ein paar hundert Kilometer ab. Solange wir fit und fröhlich sind.
Eure Schweren Schwager

3. Mai (2. Rallyetag)

Mai 5th, 2009

proviantk Lidl lohnt sich, Österreich, Slowenien, Kroatien, Ungarn, (wieder) Kroatien, Serbien. Wir haben heute ordentlich viele Länder durchfahren.

Der gestrige Tag endete in Villach am Wörthersee nachts gegen 02.30h auf dem Parkplatz von Lidl. Dort haben wir unseren ersten Basteltag beendet. Alpha und Bravo haben im Heck eine große Schaummatratze. Die dazugehörigen Teams haben sich dort in Schlafsäcke gemummelt und gepennt. Bei Jogi und Torsten sah das etwas anders aus. Die haben keine Schaumstoffmatratze sondern ein echtes Gästebett und eine in Hamburg vergessene „normale“ Matratze. Eigentlich sollte das Gästebett neben Charlie gestellt werden, Plane darüber und gut. Der andere macht sich achtern in Charlie lang. Da es keine besonders gute Idee gewesen wäre, auf dem Lidl-Parkplatz von Villach ein Bett aufzustellen, mussten beide im Auto schlafen. Torsten vorne quer und Jogi achtern hochkant. Bedingter Genuss.

allgaeuk

Morgens ging es gegen 08.00h auf die Reise. Kurzer Ölcheck auf einem Parkplatz in Velden und dann ab nach Klagenfurt zum Kaffee und Brötchen. Die Wirtin war von unserem Projekt so angetan, dass sie uns beim Aufstöbern der Noten für einen Österreichischen Gassenhauer half. Eine der verschiedenen zu lösenden Aufgaben besteht nämlich darin, jeden Tag die Noten und den Text der Nationalhymne eines der durchfahrenden Länder von einem Landsmann zu organisieren. Zur Not darf es halt auch ein Gassenhauer des Landes sein.
Mit Ausnahme der vielleicht etwas zu langen Frühstückspause haben wir heute brav unser Pensum absolviert, bzw., gehen davon aus, dass wir es absolvieren werden. Es ist jetzt ca. 19.30h und wir haben noch gut 180 Kilometer vor uns. Im Moment läuft aber alles recht gut. Toi, toi, toi. Nur Alpha hat wieder ein wenig Zicken gemacht. In Ungarn hat sich kurzfristig seine Lichtmaschine verabschiedet. Erst bekam die Funke Schluckauf, dann ging das Licht aus. Jogi gab der Lichtmaschine ein paar Schläge auf den Kopf und schon nahmen die alten Kohlebürsten ihre Arbeit wieder auf. Jetzt wollen wir mal hoffen, dass Alpha die nächsten 4.000 bis 5.000 Kilometer bis Amman durchhält. Sonst binden wir ihn zwischen Bravo und Charlie.
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Große Pausen für das leibliche Wohl fallen bis auf weiteres aus. Wir haben Essen und Trinken an Bord. Restaurants kosten nur Zeit und Geld. Wenn wir uns eine kleine zeitliche Reserve erarbeitet haben, denken wir darüber mal wieder nach.

An der Grenze Österreich/Slowenien treffen wir zum ersten Mal das „Dirndl-Power“ Team. Die Ladies verlieren wir aber nach kurzer Zeit mit Ihren geschmückten Opel-Kombis an der nächsten Tanke. Sonst haben wir keines der übrigen 87 Teams getroffen. Wo stecken die nur? Es können doch nicht alle vor uns sein? Jogi hofft laufend darauf, auch mal andere Teams mit der Werkzeugkiste in der Hand am Straßenrand zu sehen, denen wir helfen können. Bisher war da aber nix. Und das bei den teilweise mehr als betagten und zusammengeschusterten Kisten.

Bei den heute durchfahrenen Ländern (alles per Landstraße) hat die Vergangenheit schon ihre deutlichen Spuren hinterlassen. Sehr viele verlassene Häuser, wenig Fahrzeuge aus den Häusern BMW , Porsche usw. . Lidl und Bauhaus sind fast überall, Shoppingcenter und Einzelhandelsketten errichten hier und da ihre modernen Verkaufshallen. So richtig passt das noch nicht zusammen. Noch ist die erforderliche Kaufkraft in der erforderlichen Breite nicht vorhanden. Landschaftlich sind die Länder teilweise traumhaft schön.
Mit den Grenzbehörden haben wir bislang überhaupt keine Probleme. Brav stempeln sie unsere Rallyecheckliste ab, die wir bei der Ankunft als Nachweis vorlegen müssen. Wahrscheinlich sind durch unsere gestrigen Malheure soweit zurückgefallen, dass die Grenzer schon von unseren Konkurrenten trainiert wurden.
Bei der Einreise nach Ungarn mussten wir das erste Mal intensiver auf die Unterstützung und die Logos der UN und World Food Programm hinweisen. Die Grenzer guckten etwas skeptisch auf unsere wild vollbepackten und bunt beklebten Autos. Danach ging alles recht glatt.

Die Straßen werden langsam etwas anspruchsvoller. Es liegt auch immer mehr Abendbrot auf der Straße. Jogi und Karsten wollen unsere Einweggrills aber nicht rausrücken.
Soviel für heute, viele Grüße

Euer Schwere Schwager-Team.
zeitungk

4. Mai (3. Rallyetag)

Mai 5th, 2009

5kommandozentale

Schlafen im richtigen Bett und duschen, Schlachtplatte zum Frühstück, Serbien und Bulgarien, Wendentraining in Belgrad, LKW Hatz parallel zum Autoput in den Bergen.

Die gute Nachricht gleich vorweg: Heute ist (bis jetzt 18.20h) alles heil geblieben. Alpha hat nur einmal ganz, ganz kurz gezuckt und dann wohl gleich gemerkt, dass er diesmal richtig Ärger bekommen würde. Vielleicht hat er erkannt, dass seine Karriere sonst mit einem Warndreieck am Straßenrand irgendwo in Serbien enden würde.

Kommen wir ganz kurz zurück zum gestrigen Abend. Beim Einklarieren in Serbien gegen 21.00h trafen wir das Dirndl-Power Team wieder. Die Mädels hatten einigen Aufwand mit den Serbische Uniformständern. Vielleicht war es nicht sehr klug, die Opels rundum mit Deutschland- und anderen –nicht Serbischen- Flaggen zu verzieren. Eine Deutschlandflagge hatte sogar Nationalgeflügel. Wir hatten an der Grenze keine Probleme und liefen gleich weiter.

Gegen 22.10h fanden wir eine feste Unterkunft mit Betten, Bar und noch geöffneter Küche. Zu allem Überfluss ließ sich die Rezeption auf 10 EUR pro Bett herunterhandeln, womit wir die Rallyespielregeln eingehalten haben. Richtig abgerundet war die Sache dann, als uns der Kellner leckeres Bier für EUR 1,– pro Flasche offerierte. Dazu noch eine ordentliche Balkanplatte und zur Abrundung ein gut geschenktes Glas Slivo. Eine echte Sonderprüfung für uns, die wir –wie es sich gehört- souverän gemeistert haben. Mit einer Zeche von insgesamt EUR 80 ging es in die Koje. All die vielen 1-EUR Biere blieben im Regal.

5pause

Der nächste Tag begann und blieb gut. Kleine Ausnahme: Zum Frühstück gab es heiße Würstchen und Ekelkäse. Das war weniger schön. Gegen 07.45h ging es vom Hof. Auf in eine wilde Landstraßen- und Überholschlacht. Schnell haben wir gelernt, dass ein Großteil der einheimischen Autofahrer nicht aggressiv oder gar feindlich eingestellt ist, sie haben lediglich mit großen mentalen Hohlräumen zu kämpfen. Strahlend wie in der Fotofix-Kiste fahren sie einfach in den Graben oder gegen andere Autos. Einige Überholmanöver waren echt zirkusreif. Warum nicht in der Kurve überholen? Acker- und andere Grünflächen sollen doch auch genutzt werden. So erging es einem Entgegenkommer, der mit kreischenden Reifen die Flanke nutzte und verschwand. Was dabei genau rausgekommen ist, wissen wir nicht. Wir haben nur noch einen schwungvollen Abgang und Reifenquietschen mitbekommen.

Eine besondere Würze brachten drei große LKW, die im Regen in den Bergen ein Rennen fuhren und beeindruckend nah an Charlies Achtersteven hingen. Leider waren die Jungs schneller als wir. Wenn wir hätten bremsen müssen, dann wären Alpha, Bravo und Charlie auf knapp 1 Kubikmeter verdichtet worden. Also sind wir kurz rechts rangefahren und haben diese hirnlosen Attentäter passieren lassen.
Von Belgrad haben wir ungeplant viel gesehen. Wir haben verschiedene Wohngebiete besichtigt und mussten auch mal in der einen oder anderen Sackgasse wenden. Das tat der unangefochten perfekten Wegplanung von Det überhaupt keinen Abbruch. Die Planung ist nämlich Extraklasse! Det: Vielen Dank dafür!
Schnell haben wir gelernt, dass in Serbien Verkehrszeichen nur eine Empfehlungs- und keine Regelungsfunktion haben. Bei roten Ampeln ist das allerdings nicht ganz so. Und: Wer Schwung verliert, der verliert. Egal ob Vorfahrt oder nicht, Zebrastreifen mit alter Dame, wir fahren. Nur so geht‘s. Hanseatische Höflichkeit hilft hier nicht weiter.

Serbien*s Verkehrsbehörde versucht tatkräftig, die Autoindustrie anzukurbeln. Nein, nicht so einfallslos wie unsere Regierung. Viel besser: Auf einer kurvenreichen Bergabfahrt hebt man das Überholverbot einfach kurz vor der Kurve auf. In Verbindung mit den eingangs erwähnten Defiziten in der Führung des eigenen PKW kommen tolle Unfälle zustande. Einen haben wir sogar noch ganz frisch gesehen. Volle Schrottplätze, alle paar Kilometer. Wovon sich die Jungs allerdings neue Kutschen kaufen wollen, wissen wir noch nicht. Die vielen Radarkontrollen schaffen das nicht.

Bei unseren Überholmanövern haben sich unsere CB Funken bewährt. Wenn einer von uns noch vor der Kurve überholen konnte, kann er den anderen beiden per Funk freie Bahn melden. Fahren ohne Sicht. Man überholt halt im Vertrauen darauf, dass der Kumpel keinen Quatsch erzählt.

Wir sind gerade in Bulgarien auf dem Weg nach Sofia. Jogi fährt und ist nur am Fluchen. Der Straßenzustand ist unter aller Sau, Syph, Bruch und Schanker soweit das Auge reicht. „Leben in der Schei…, au Mann!“ Links und rechts Bordsteinschwalben, die ihr Büro direkt hinter den Müllbergen haben. Eine haben wir gerade gesehen, als sie sich wieder anzog. Zum Glück wird es bald dunkel. Wo sind nur die schönen Landschaften? Vielleicht kommen sie hinter Sofia. Bestimmt, Wir sind guter Dinge.

Morgen wollen wir dann in Istanbul einlaufen. Bis dorthin sind es noch rund 600 Kilometer. Das sollten wir schaffen.

Bis denne, wir fahren noch ein wenig.
Viele Grüße

Eure Schweren Schwager.

5. Mai ( 4. Rallyetag )

Mai 6th, 2009

Alpha, Bravo und Charlie rücken nachts zusammen, schlafen am Müllplatz, der Ostblock lässt grüßen, Alpha und die Lichtmaschine, Einklarieren in die Türkei mit Hindernissen

Im Hotel Acropolis in Plovdiv (Bulgarien) ca. 90 KM östlich von Sofia haben wir unser Nachtlager aufgeschlagen. Wieder ein 60 Euro Deal. Unsere Autos mussten wir auf der Straße lassen. Lieber dort, als auf einem Hotelparkplatz, den es eh nicht gab. Ein abgeschlossener Parkplatz im Hinterhof lädt zum fachkundigen und ungestörtem Ausbau schöner Teile ein. Etwas skeptisch haben wir unsere Drei direkt vor dem Hotel zurückgelassen. Vorher hatten wir sie noch bündig Stoßstange an Stoßstange geparkt, damit zumindest 2 Heckklappen nicht geknackt werden könnten. Am nächsten Tag war zum Glück alles noch da.

Unsere Zimmer lagen nebeneinander und hatten einen Balkon. Atemberaubend war der Waste-View in den Hinterhof. Wir gucken auf umgekippte Mülltonnen und Plattenschrottbauten.

Nicht weit entfernt finden wir einen Tisch und ein paar Gartenstühle. Kurz darauf sitzen wir auf dem Balkon von Karsten und Martin, endlich in Gesellschaft von zwei Flaschen Rotwein. Nach einer schönen Jungsrunde ging es dann nicht zu spät in die Koje.

Gegen 14.00 konnten wir Bulgarien am Grenzübergang Suilengrad Bulgarien (endlich) verlassen. Die Gegenden, die wir in Bulgarien durchfahren haben, erinnerten an die Sperrmeile der DDR vor der Bundegrenze. Grau, trostlos und verlassen gespickt mit Polizei. Alle paar Kilometer holen sich Wegelagerer mit Radarpistole ihre Beute. Zum Glück hat es uns nicht erwischt. Unerwartet freundlich, nett und unkompliziert waren dagegen die Bulgarischen Grenzbehörden. Ein Grenzer erstaunte uns sogar mit einem „moin, moin!“. Das verdient ein dickes Lob.

Unsere Stippvisite nach Griechenland war nett und erfrischend. Raus aus dem Grau! Ein nettes Käffchen in Orestiada und weiter zum Grenzübergang zur Türkei „Edirne“. Martialisch anmutend mit Soldaten, Maschinenpistolen und solidem Zaun geht es zur Passkontrolle. Die Anlage selbst haben sich die Türkischen Grenzbeamten schön hergerichtet: Gänse, ein kleines Gartenhaus, ein wenig Rasenfläche und Gartenbänke, richtig idyllisch. Das hielt sie aber nicht davon ab, die Grenzformalitäten sehr genau zu nehmen. Charlie hat eine falsche Grüne Versicherungskarte. Is also nix mit Einreise. Alpha und Bravo bringen sich schon mal in Sicherheit und ziehen wenige 100 Meter vor, raus aus dem unmittelbaren Grenzgebiet. Charlies Crew telefoniert derweil mit dem Versicherer, parallel mit Annika. Nach einigen langen Minuten läuft ein Fax vom Versicherer bei der Grenzbehörde auf. Annika hat die richtige Karte parallel per MMS auf das Telefon von Torsten gebeamt. Wir dürfen weiterziehen. Charlie wird herzlich von Alpha und Bravo in Empfang genommen. Es folgt eine schöne Straßenparty mit Mutter Rottmann selbstgebackenem Kuchen. Sehr lecker. Jetzt auf nach Istanbul!
5reifen
Kaum 300 Meter später ein Knall und schon rollt Bravo auf den Seitenstreifen. Der linke Vorderreifen hat sich mit einem satten Knall abgefiert. Für die dortigen Anwohner eine willkommene Abwechslung. Schnell gesellen sich einige Kinder und alte Leute zu uns. Haben wir eigentlich ein Radkreuz dabei? Nö, brauchen wir nicht, wir haben doch das Bordwerkzeug (hieß es vor einiger Zeit). Schon droht ein Radbolzen mit Streik. Da kann das inzwischen eingetroffene Team „StyrianSpeedsisters“ mit einem 17er Ringschlüssel helfen. Jogi und Reiner stoßen mit Mut und Hammer dazu und schon gibt der Bolzen auf. Das Rad wird dann schnell gewechselt und weiter geht es.
5kinder

Diesmal war es nicht Alpha, der gezickt hat. Martin und Karsten beobachten alles schön entspannt. Martin verteilt derweil Bonbons an schaulustigen Kinder. Knapp 1 Stunde später stehen wir dann mit Alpha auf der Tankstelle. Die Lichtmaschine hat wieder schlapp gemacht. Eine paar Schläge in den Nacken mit der Stange vom Wagenheber und sie läuft wieder. Peinlich, wir stehen wieder einmal mit offener Motorhaube in der Gegend herum und ein Rallye-Team, diesmal „StyrianSpeed Sisters“ kommt wieder vorbei. Wir sind bestimmt schon für den Goldenen Pannenkönig nominiert worden.

Jetzt rollen wir schön konstant Richtung Istanbul. Das Hinweisschild bietet uns noch 182 Kilometer bis Istanbul an. Na das geht doch!

6. Mai (5. Rallyetag)

Mai 7th, 2009

„Achtung! Das Fass!“ rief Det und schon war es um unser schönes Fass geschehen. Was ist passiert: Wir haben eine schöne Unterkunft in der Nähe von Marmara gefunden. Dort haben wir recht spät abends wieder eine extra leckere Fleischplatte und Salat (!) gegessen. Angesichts der vorgerückten Stunde verholten wir bereits nach drei kleinen Bierchen auf den Balkon vom Alpha-Bravo-Zimmer, um noch einen kleinen Absacker mit Blick auf das Mittelmeer zu nehmen.

Das Hotel hatte einen kostenlosen WLAN Zugang. Wie schön! Schon stand Martin mit seiner kleinen weißen Zauberkiste auf dem Balkon im zweiten Stock und las unsere Tagesberichte aus dem Internet vor. Karsten baut derweil einen unserer 5 Liter Freudenspender auf dem Balkongeländer auf und wir trinken ein kleines Feierabend-Bierchen beim Klönen. Plötzlich ruft Det „Achtung! Das Fass!“ Zu spät, wir sehen nur noch den Schatten, der vom Geländer verschwindet. „Gadong! Mit sattem Knall landet unser Fässchen auf der Hotelterrasse. Au Scheisse, das gibt Ärger. Blöd vor allem auch, weil wir jetzt nichts mehr zu trinken haben. Nur wenige Minuten später klopft es an der Tür. Na dann mal „Helm ab zum Gebet“. Irgendwie erwischt es Det. Alle anderen haben sich verkrümelt. Det öffnet die Tür in Erwartung eines deftigen Ordnungsrufes. Der junge türkische Kellner meldet zu Det’s Verwunderung freundlich wie pflichtbewusst: „ Sir, Ihr Fass.“, drückt Det das nur leicht verbeulte Unfallfass in die Hand und trollt sich wieder. Das Glück wurde noch getoppt, weil durch die schnelle Rettungsaktion unser Fässchen noch nicht ganz ausgeblutet war und wir den Abend wider Erwarten noch nicht beenden mussten.

Am nächsten Morgen führte eben dieser nette und hilfsbereite Kellner Alpha zum örtlichen Autoelektriker. Nach einer kleinen OP ohne örtliche Betäubung hatte Alpha dann endlich neue Kohlebürsten bekommen. Jetzt sollte er eigentlich nicht mehr rumzicken.
6kohle
Gegen 10.30h nehmen wir dann nach einem gesunden Frühstück die knapp 90 KM Richtung Istanbul in Angriff, die wir zügig abspulen können. Mit der schnellen Suche nach einer Bleibe wird es allerdings nichts. Wir kreuzen gute 3 Stunden ergebnislos durch die 10 Millionen Stadt. Selbst die Tourist Information am Flughafen hilft nicht weiter. Also lassen wir unsere Drei Rolling Homes auf dem Flughafenparkplatz und machen uns mit den Öffentlichen auf zum „Großen Basar“. Dort müssen wir nämlich laut Roadbook ein Photo von unserem Team machen. Reiner hatte morgens echtes Geld in Taler („TL“) gewechselt und ist seitdem unser designierter Fahrkartenunterhändler. Wir fahren mir der U-Bahn und mit der Straßenbahn zum Basar.

Der Basar ist ein sehr, sehr weitläufiges Areal mit vielen kleinen Gängen, in denen man sich prima verlaufen kann. Alles in einem alten Gewölbe. Hunderte kleine Läden und Händler bieten ihre Waren an. Uhren, Seide, Gold, Schmuck, Bücher, halt alles was man so braucht oder auch nicht. Wir sind uns ziemlich sicher, dass unsere Partner zuhause aus dem Basar erst nach einigen Stunden wieder herausgekommen wären. Wir allerdings haben dort für mächtige Frustration gesorgt. 6 Männer gehen stumpf durch die Gassen und gönnen den tollen Auslagen nicht einmal einen Blick. Die türkischen Händler lagen uns zu Füssen, sie flehten uns geradezu an, wenigstens eine Kleinigkeit zu kaufen. Keine Chance. Sie hatten es mit wirklich harten Einkaufmuffeln zu tun.

Nach dem Basar ging es dann gut 30 KM wieder zurück in die Richtung aus der wir morgens gekommen waren. In der Nähe von Selimpasa wurde vor kurzem ein Campingplatz eröffnet. Den Tipp hatten wir in Istanbul von einem anderen Team bekommen. Lustiger weise hatte wir gut 3 Stunden vorher aufgrund Eigenrecherche auch schon die Idee gehabt, dorthin zu fahren.
6mocamp
Die Herrschaft über (das) „Mocamp“, einem hinter mächtiger Mauer und Tor liegenden Campingareal hatte ein türkischer Landarbeiter, den wir recht bald „OK,OK“ nannten. „OK, OK“ konnte keine Silbe Deutsch oder Englisch, war aber hochmotiviert. Egal was wir ihn fragten, er antworte immer strahlend mit seinem OK.OK. Jetzt konnten wir endlich unsere Festzeltgarnitur aufbauen und Alpha, Bravo und Charlie um einige wohlschmeckende Flüssigkeiten entlasten. Ein bunter Tag geht zu Ende. Det schlüpft ins Zelt, Torsten in das Feldbett mit Plane und Martin, Karsten und Jog schlafen in unseres „Rolling Homes“.

6festzelt6essen

Aufstehen nächsten Morgen kurz nach 5,00h –na mal sehen, was daraus wird.
6sonne


7. Mai (6. Rallyetag)

Mai 8th, 2009

Das frühe Wecken + das Aufstehen (!) haben in der Tat geklappt. Sogar 10 Minuten vor dem geplanten Start verlassen wir unser „Mocamp“ um 06.20h mit heißem Kaffee im Bauch. „OK,OK“ schläft noch. Er muss wohl noch die vielen Eindrücke des Vortages abarbeiten. Immerhin haben 6 Teilnehmer unserer Rallye dort übernachtet. Es war sehr gut, dass wir so früh aufgebrochen sind, denn wir haben unseren ersten Kontrollpunkt nur eine knappe halbe Stunde vor Schluss erreicht. Besetzt war der Kontrollpunkt von 07.00h bis 10.00h. Die Fahrt von unserem Nachtlager nach Istanbul ging anfangs recht zügig. Der Berufsverkehr setzte sich zu dieser frühen Zeit erst langsam in Gang. Was das anbelangt könnte die Türkei durchaus der EU beitreten. Überall das gleiche Bild.

In Istanbul saßen wir dann in einer großen Auto-Mausefalle. Wie ein Berg tausender kleiner Krabbelkäfer wuselt alles hin und her. Alle Fahrstreifen und befahrbaren Flächen werden ausgenutzt. Immer bewegen, nicht anhalten, schön mal eben von ganz links nach ganz rechts und spontan in eine Nebenstraße abbiegen. Kurz anhalten und eine Zeitung kaufen? Kein Problem, ist ja nur eine 4 spurige Straße, die der Pendler kurzerhand auf 3 Spuren reduziert. In diesem Durcheinander versuchen Alpha, Bravo und Charlie sich zu unserem ersten Kontrollpunkt durchzukämpfen. Hinweisschilder sind sehr knapp gesät. Also müssen sich die Drei mit Himmelsrichtung und groben Übersichtskarten (der Segler bezeichnet diese als „Übersegler“) durchschlagen. Wir wenden, machen U-Turns, fahren zurück und quetschen uns durch enge Istanbuler Gassen. Wir kommen dem Ziel zwar immer näher, aber haben es halt noch nicht erreicht. Von unserer soliden Zeitreserve haben wir schon gut Gebrauch gemacht. Als das Ziel (ein Leuchtturm auf einer Mole) nur noch knapp 500 Meter entfernt ist, beschließen Det, Martin und Torsten den Rest zu Fuß klarzumachen, auch wenn unsere Drei gern dabei gewesen wären, als wir den ersehnten Kontrollstempel vom OK (OrganisationsKomitee) bekommen haben.

7moschee

Von diesem Kontrollpunkt, an dem wir zum ersten Mal seit Oberstaufen unsere Rallyeleitung wiedertrafen, ging es dann mit unseren Autos auf Zeit zur Blauen Moschee. Mitten durch den Berufsverkehr. Toll wie wir nun einmal sind, haben wir diese Strecke in fabelhaften 9 Minuten geschafft. An der Blauen Moschee bot sich ein eindruckstvolles Bild: Es geht einspurig direkt an dem Gebäude vorbei. Etliche Touristen mit Fotoapparaten und Reiseführern bewaffnet tummeln sich dort, die von Reisebussen ausgespuckt und später wieder eingesammelt werden. Mitten in diese Szene rollen die wilden Rallyefahrzeuge ein und holen sich den begehrten Stempel vom OK. Großes Durcheinander stellt sich ein. Welch ein Hallo bei den Teilnehmern und fragende Blicke bei den ordentlichen Touristen. Wundersamer Weise gibt es keinen Ärger mit den dort vertretenen Aufsichtsbehörden.

Nachdem wir diese Sonderprüfung – wie wir finden sehr gut - gemeistert haben, fahren Alpha, Bravo und Charlie auf einer der vielen Fähren über den Bosporus. Es geht jetzt ins Morgenland.

Es ist jetzt gut 11.00h und jeder von uns hat seinen morgendlichen Müsliriegel (wenn er überhaupt einen bekommen haben sollte) inzwischen verbrannt. Ein solider Hunger hat sich mittlerweile bei allen breit gemacht. So machen wir endlich mal einen vernünftigen Brunch (BReakfast und UNCH) und vollziehen nicht den Brunch-Tagediebstahl wie Torsten ihn zuhause so hasst. Wir machen es uns auf der Terrasse eines Fernfahrer-Restaurants gemütlich und brunchen. Ein Anwohner gesellt sich zu uns. Der gute Mann, dessen Namen wir nicht etwa vergessen haben (wir haben unhöflicherweise gar nicht erst danach gefragt) erzählt uns, dass er seine ersten 11 Jahre in Deutschland verbracht habe und jetzt in der Region LKW fahren würde. Von ihm haben wir auch den Rat bekommen, nur bei Shell oder BP zu tanken. Wir haben uns das zu Herzen genommen und dementsprechend andere Anbieter gemieden.

Diese Unterhaltung war dann auch die letzte fließende Kommunikation mit den Bewohnern der Türkei. Mittendrin in diesem Land is nix mit Deutsch und/oder Englisch. Jetzt kommen die Reiseführer mit ihren Wörterbüchern dran.

Wir fahren durch eine Gegend, die ziemlich verlassen aussieht. Leere Tankstellen und Raststätten, leere Häuser über viele Kilometer hinweg. Es geht steil bergauf und ebenso steil wieder bergab. Die Infrastruktur ist vollkommen in Ordnung, trotzdem wurde vieles verlassen. Wir vermuten, das liegt an der neuen Autobahn in der Nähe, die ganz offensichtlich eine deutliche Magnetwirkung auf das durchfahrende Volk hat. Für die alte Strecke blieben nicht mehr genug Kunden übrig, also machte man sich auf zu neuen Ufern.

Ganz im Gegensatz zu dieser Entwicklung stehen etliche niegel-nagel neue Trabantenstädte, die in den Bergen errichtet wurden. Seltsamerweise sind diese Gebäude teilweise unbewohnt. Neue 4 spurige Straßen binden diese Einheiten an die Hauptstraße an. Sieht ganz so, als wären die Bürgermeister dieser Orte erfolgreicher als die Jungs in „Butenwarder“ und haben so die Weltbank für ihre Projekte gewonnen. Da kann die Sparkasse Butenwarder nicht mithalten. Wir fahren jedenfalls mutterseelenallein in einem Ort auf einer fast neuen komplett beleuchteten mehrspurigen Straße (..die keiner braucht).

Trotz der eben erwähnten Sprachbarriere gelingt es uns in einem mondänen Etablissement, dessen Blüte schon längst vorbei ist, nach und nach rund 30 Bierchen zu erwerben, zu trinken und später dazu warm zu essen. Es lag etwas abseits der Hauptstraße und wurde uns durch ein verrostetes Schild am Straßenrand angedient. Wir hatten uns fest vorgenommen, am Nachmittag das bisher leere Rallyetagebuch zu füllen. Dafür haben wir uns ein gemütliches Plätzchen in dem Garten dieses Ladens gesucht. Dort wurde sogar Bier ausgeschenkt. Tja, und dann gab es an diesem Platz auch noch ein Restaurant. Na dann essen wir dort halt heute Abend. Und schon war eine ganze Schachtel Türkisch-Bier weg.

7dettaxi

Das Essen selbst war bislang das teuerste und mit Abstand das schlechteste. Fast „Anschlagsqualität“ hatte der mit Mayonnaise angemachte Salat. Alle außer Jogi streikten. Jogi nahm einen Happs und streikte daraufhin ebenfalls. Es ist wohl seinem durchtrainierten bolivianischen Kuhmagen und dem hochdosiertem Kartoffelextrakt zu verdanken, dass wir ihn nicht verloren haben.
7fahre

Morgen geht es dann weiter nach Ankara. Geplantes Ablegen: 08.00h

7alapha


Syrien

Mai 9th, 2009

Leider werde ich in den nächsten 2-3 Tagen von unseren Schwägern keine neuen Reiseberichte einstellen können - in der Gegend, wo die Jungs sich nun rumtreiben, werden Satelliten eher für Beobachtungen lustiger Camps als für Datenübertragungen genutzt. Torsten und ich arbeiten an einer Lösung - also trotzdem immer wieder mal schauen.

Spätestens in Jordanien wird hoffentlich alles wieder wie gewohnt funktionieren.


Am Ziel - ausführlicher Blog kommt noch

Mai 13th, 2009

Nachdem in den letzten Tagen leider keine neuen Reiseberichte veröffentlicht werden konnten, hier nun wenigstens ein Lebenszeichen von unseren schweren Schwagern, dass ich gerade per SMS bekommen habe:

Moin: Sind noch nicht am Email-Netz, dafür am Ziel: Alpha und Charlie humpeln (Ölwanne im Eimer). Morgen im Hotel gibt es hoffentlich LAN. Viele Grüße.

Mit anderen Worten - den Jungs geht´s offenbar gut und wir können uns mit Spannung auf die ausfürhlichen Reiseberichte freuen.

Anbei auch noch ein Bild, dass per MMS mitgekommen ist ;-)


8. Mai ( 7. Rallyetag )

Mai 14th, 2009

Natürlich ging es nicht wie geplant pünktlich um 08.00h los. Die Ursache des Tages: Wir mussten noch auf ein Fax warten. Was für ein Glück für unsere Schnarchnasen, die jetzt durch das Faxwarten quasi als Trittbrettfahrer an der Verzögerung teilhaben konnten.

8mausleum

Wir sind gut ein halbe Stunde später als geplant Richtung Ankara aufgebrochen. Dort galt es eine Sonderprüfung im Atatürk Mausoleum zu erfüllen. Das Mausoleum selbst haben wir recht schnell und ohne größere Stadtrundfahrten durch das wilde Ankara gefunden. An dem Toreingang zum dem sehr großzügig im Zentrum angelegtem Gelände halten gut mit Anzug, Schlipps und Kragen angezogene Sicherheitsleute Wache und prüfen jedes Fahrzeug bevor man weiter zum Hauptgebäude fahren darf. Hauptsächlich geht es dabei darum, sicherstellen, dass kein Alkohol auf das Gelände kommt. So stehen Jogi und ich mit zwei Sicherheitsleuten an Charlies offenem Heck. Die beiden Sicherheitsleute deuten auf unsere letzten beiden Fässchen und fragen nach deren Inhalt. Da unsere Eltern immer gesagt haben, man solle nach Möglichkeit nicht schwindeln, rücken wir mit „Bier“ raus. Oh, oh, das geht nicht. Ich schlage als Kompromiss vor, die beiden Fässchen im Kontrollhäuschen während der Dauer unseres Aufenthalts zu deponieren. Dann verunglimpfen wir Herrn Atatürk nicht und bleiben im Besitz unseres Bieres. Das überzeugt die Wärter leider nicht. Sie fragen nach deutscher Schokolade und mit dem Opfern unserer Mars- und Snickersvorräte sowie einer großen Tüte Chips von Bravo bleiben unsere beiden Freudenspender bei uns. Ein Opfer, mit dem wir gut leben können. Passt gut zu unserer Linie.

Inzwischen haben sich weitere Teams auf dem Parkplatz des Mausoleums eingefunden, mit denen wir ins Klönen kommen. Jetzt geht es um die Frage, wo die 17. Stufe des Mausoleums ist. Denn auf dieser Stufe sollen wir uns fotografieren lassen. 6 erwachsene Männer definieren leidenschaftlich den Begriff „Stufe“, gehen bzw. zählen die Stufen von oben nach unten und umgekehrt und kommen unterschiedlichen Ergebnissen. Zählt die Schwelle zum Mausoleum zu der Treppe und ist damit eine valide Stufe im Sinne des Roadbooks? Wir entscheiden und für „nein“ und machen schließlich das Foto. Auf zur nächsten Prüfung in das ca. 250 KM entfernte Kappadokien.

Da wir es bislang mal wieder nicht geschafft haben, vernünftig zu frühstücken, wollen wir in die nächste „Goldene Möwe“ gehen, wenn eine solche auf unserem Weg liegen sollte. Jogi benötigt noch einen Elektrogroßmarkt, weil er weitere Bänder für seine Videokamera kaufen möchte. Schon nach wenigen Minuten Ankara-Verkehr finden wir per Zufall eine große Shopping Mall nach amerikanischem Vorbild. Gegensätzlicher kann es kaum sein. Von Kopftuch und öffentlicher Weckmusik zum ungläubigen modernen Einkaufzentrum. Jogi, Martin, Det und Torsten gehen Richtung Elektromarkt in den 3. Stock des Gebäudes, Reiner und Karsten schwenken in ein Bistro und wechseln bald zu Tchibo, der dort auch vertreten ist. Kennt man wenigstens. Die Kassetten sind schnell gekauft. Det und Martin gehen wieder zu den anderen. Jogi und Det bleiben unweit des Elektrogeschäfts zum Frühstück beim Burger King hängen, in den Sie zufällig hineingelaufen sind.

8shell

Unterwegs gehen wir mal wieder tanken. Der Tankstellenpächter bietet uns an, Alpha, Bravo und Charlie zu duschen. Mit Dank lehnen wir Männer dieses Angebot ab. Die Zeugen vieler tausend Straßenkilometer einfach abspülen? Kommt überhaupt nicht in Frage.

8anfahrt

Es geht jetzt weiter nach Kappadokien. Für diejenigen, die nicht wissen, was sich dort verbirgt (was absolut keine Schande ist, denn wir wussten das auch nicht): Eine überwältigende breit angelegte Höhlenstadt, die zwischenzeitlich Weltkulturerbe auch geworden ist. Dort sollten wir zum Fairly Chimney Hotel herauf kraxeln und dem Inhaber (ein Deutscher Forscher, der dort lebt und ein Hotel betreibt) verschiedene Informationen aus der Jacke leiern. Danach galt es in der gebirgigen Höhlenlandschaft (ca. 1.900 Meter über N.N.) die sog. verborgene Kirche zu finden und vor ihr ein Teamfoto zu machen. Die Kirche wurde komplett ins Innere des Berges hinein gebaut, von außen sieht man nur den Eingang, der sich von den Eingängen der anderen „Wohnungen“ nicht abhebt. Mit dieser Aufgabe hatte sich die Rallyeleitung etwas ganz Tolles ausgedacht. Wir mussten einen unbefestigten, schmalen und steinigen Pfad bis zum Gipfel hochlatschen. Mit Sandalen macht das riesig Freude. Oben angekommen geht es bald gut 10 (sehr) steile Stufen herunter und man steht auf einem knapp 7 QM großen Plateau ohne Geländer, mit offenem Blick ins tiefe Tal. Ein Genuss für alle, die schwindelfrei sind, für alle anderen eine solide Überwindungsaufgabe. Das Foto ist mit Hilfe eines anderen Teams schnell gemacht und es geht wieder bergab. Dort nehmen wir noch einen Tee beim Sohn des Shopbesitzers als Dank dafür, dass er uns den Weg gezeigt hat. Sonst würden wir wohl heute noch nach der Kirche suchen.

Nächste Station Aleppo, das liegt bereits in Syrien und ist noch ordentlich weit entfernt. Wir müssen stramm fahren, um im Plan zu bleiben. Der halbe Tag, den wir in Istanbul verdödelt haben, rächt sich jetzt. Kurz vor Mitternacht unterbrechen wir auf einem Randstreifen an einen Bach im Industriegebiet von Adana. Leider haben wir wenig Zeit und müssen gegen 03.30h wieder los, um das Programm des nächsten Tages zu schaffen. Diese Idee haben wir im Rahmen unseres Abendessens in einem Truckerladen an der Schnellstraße entwickelt. Diejenigen, welche die Frühschicht um 03.30h übernehmen, gehen nach dem Abendessen in Schlummerstellung. Die anderen fahren bis Adana und bekommen zu Belohnung nach der Fahrt noch ein Fässchen. Das hat gut geklappt. Die alten Fahrer trinken ihr Bierchen, während die neuen Fahrer schlafen.

Als wir gegen 03.30h (ohne Verspätung gibt es Schwere-Schwager nicht….) an unseren Autos stehen und frühstücken halten zwei Polizeiwagen bei uns. Erst eine Taschenlampe, dann steigen die Polizisten aus und fragen uns, was wir dort so machen. Mit Hinweis auf unsere WFP und UN Aufkleber erklären wir ihnen, dass wir keine Wegelagerer sind. Die Polizisten legen uns ans Herz, möglichst bald das Feld zu räumen, da in dieser Gegend tatsächlich dunkle Gestalten umherziehen sollen. Gut, dass Jogi während unserer Ruhepause auf Wache gegangen ist.

Auf geht’s in den neuen Tag. Ab nach Syrien.


9. Mai (8. Rallyetag)

Mai 14th, 2009

Ausnahmsweise weckt Karsten pünktlich um 3:00h. Sonst ist Wecken immer Reiners Job. Wir glauben, er macht das sogar gerne.

9nacht

Als wir gegen 03.30h an unseren Autos stehen und gemütlich frühstücken, halten zwei Polizeiwagen bei uns, nachdem wir schon einige Streifenwagen hatten kreisen sehen. Erst eine Taschenlampe, dann steigen die Polizisten aus und fragen uns, was wir dort so machen. Mit Hinweis auf unsere WFP- und UN-Aufkleber erklären wir ihnen, dass wir keine Wegelagerer sind. Nachdem wir ihnen das von der Rallyeleitung vorbereitet „Permit“ in Türkischer Version vorgelegt haben, fragen sie sogar, ob wir irgendwie Hilfe brauchen. Die Formulierung scheint gelungen zu sein (Dank an das OK!).

Die Polizisten legen uns ans Herz, möglichst bald das Feld zu räumen, da in dieser Gegend tatsächlich dunkle Gestalten umherziehen sollen. Jogi lag wohl richtig mit seiner Einschätzung. Sicherheitshalber geben uns die Türken 3 Minuten zum Verschwinden. Vielleicht ging es ihnen aber nicht nur um unsere Sicherheit.

9durchfahrt

Auf geht’s in den neuen Tag. Syrien ruft.

Es ist jetzt kur nach 6 Uhr morgens, wir sind kurz vor der Syrischen Grenze. Schnell noch rechts heran fahren, eine kurze Bastelpause einlegen. Wir wollen unsere CB Funkgeräte abbauen, denn soweit wir wissen, ist Citizen Band Funken in Syrien verboten. Alkohol ebenfalls. Also stellen wir unsere letzte Flasche Gordons und eine Flasche Rotwein für die Allgemeinheit an den Straßenrand. „Nö, ich fahre das Zeugs doch nicht 4.000 Kilometer durch Europa um es dann einfach zu verschenken.“ Und schon wurde der Oldesloer Flachmann bestimmungsgemäß entsorgt.

Auf ins Grenzgebiet. Die türkische Grenze bereitete wenig Sorgen. Gespannt waren wir allerdings auf die Syrier. So lässt es sich erklären, das Det beim Türkischen Zoll erst mal schwungvoll durch das falsche Tor fuhr. Alpha dagegen reihte sich in der korrekten Spur ein, hatte aber das Pech, dass der einzige Zollbeamte vom Dienst ihn nicht beachtete. Charlie hatte sich inzwischen hinter Alpha eingereiht. Wir waren die einzigen Gäste. Als sich immer noch nichts tat, setzte Charlie zurück und fährt durch das Nachbartor zu Det. Jetzt wurde der Zollbeamte doch wach und bedeutet dem armen Martin, dass er seine Kumpel wieder einfangen sollte. Wir haben dann alles richtig gemacht und unsere Ausreise aus der Türkei bekommen. Nach der türkischen Grenze geht es gut 1,5 Kilometer durchs Grenzgebiet, bis wir die Syrische Grenze erreichen. Auf dem Weg dorthin sehen wir einen gut 2 Meter hohen Berg Plastikkisten, den jemand angezündet hat. Daneben ein verlassener verunglückter LKW. Keine Menschen. Wir fahren ins Krisengebiet.

Unser frühes Erscheinen an der Grenze (7:00h) brachte uns in rekordverdächtigen 1¾ Stunden, allerdings um rund 400,– Euro ärmer (Versicherung, Bearbeitungsgebühren und mehr oder minder dreist geforderte Schmiergelder) nach Syrien. Die überall aushängenden Hinweise, dass Probleme oder Korruption bitte zu melden seien, wirkten auf Grund dieser Umstände stark erheiternd.

Neben dem normalen Paßkram müssen wir Alpha, Bravo und Charlie mit einer Versicherung und Zollerklärung legalisieren. Wir betreten die Halle. Ein nicht allzu großer Syrier kommt uns entgegen und möchte uns Kaffee verkaufen, den er in einer Art umgebauten Wasserpfeife selbst braut. Wir lehnen ab. Das war ein Fehler, denn dieser Mann weiß ganz genau, wo man was und wie bekommt. ABER: Kein Kaffee kein Tipp. Jogi (unser Backschisch-Offizier) biegt die Sache wieder gerade. Wenig später trinken wir den gruseligsten Kaffe unseres Lebens und gehen von Schalter zu Schalter, leisten unsere nützlichen Abgaben in Form von 5 Euro Scheinen. Der Hammer ist ein Formular, das komplett in Arabischer Schrift gehalten wurde. Die Angaben bitte auch in Arabischer Schrift. Na super. Zwei Backschiff-Sekretäre helfen uns.

Im Niemandsland zwischen Türkei und Syrien durften wir zur Einstimmung schon ein unglaubliches Endzeitszenario besehen: Vorne ein Schwelbrand von einem Haufen Plastikkisten, dahinter ein an einer Barriere zerschellter LKW ließen Erinnerungen an Mad Max aufkommen. Die Einrichtung der syrischen Zollbüros wäre bei uns ein dringender Fall für den Recyclinghof gewesen. Zum Schluss nur noch die Fahrzeugkontrolle. Vor uns wird ein Einheimischer nach allen Regeln der Zollkunst auseinander genommen, keine Tasche bleibt ungeöffnet. Dann sind wir dran. Fassungslos realisieren wir, dass sich der Schlagbaum sofort für uns hebt, ohne jegliche Kontrolle. Anscheinend haben wir doch genug gegeben. Den Ausbau der Funkgeräte und die Vernichtung der Alkoholvorräte hätten wir uns sparen können.

In Syrien erleben wir nicht nur puren Orient sondern auch absolute Armut und Rückständigkeit. Automobilistisch teils Museum, teils Neuzeit. Alles, was in Deutschland schon vor Jahrzenten auf dem Schrottplatz gelandet ist, muss hier noch arbeiten. Dafür gibt es hier fast so viele Schraubereien wie „Autos“. Alles in allem feinster Entwicklungsland¬status, richtig Dritte Welt.

In Aleppo lernen wir die Steigerung des Istanbuler Stadtverkehrs kennen: Nur die überall präsenten Verkehrspolizisten genießen gewissen Respekt, ansonsten wird klar, warum unsere Autoversicherung in Syrien nicht gilt.

9verfahren

Langsam lernen wir, mit den Syrischen Verhältnissen umzugehen. Geldwechsel ist selbst am Flughafen nicht immer möglich, zum Beispiel während wir da sind. Wir beschließen daher, das Team zum ersten Mal getrennte Wege gehen zu lassen, zumal wir keine Funkgeräte haben. Torsten und Jogi fahren also zurück in die Stadt und versuchen, irgendwie an Geld zu kommen. Mit Erfolg. Reunion und Einigung auf die kürzeste Landstraßenstrecke nach Palmyra. Geht auch schnell voran, die Strecke ist besser ausgebaut, als gedacht. Wem die Arbeit mit Kurdreieck und Zirkel nicht so sehr liegt, der bekommt bei dieser großen Fläche natürlich Probleme, wenn die Straße wie bei uns auf einmal verschwunden ist. Die Jungs haben einfach die alte Straße aufgerissen aber keine neu gebaut. Der Streckenabschnitt zwischendurch, in dem gebaut wird, bricht uns fast das Genick und führt zu einer unfreiwilligen Wüstensonderprüfung mitten ins sandige Nirvana. Reiner fährt weiter, solange nur die Richtung des kleinen Bordkompass stimmt. Schließlich stoppen wir einen entgegen kommenden einheimischen Offroader, der auf Syrisch meint, wir sollten ihm folgen. Das tun wir auch, so gut wir können. Die alten T-Modelle werden schwer gequält, als es in rasender Fahrt durch Sand und Geröll zurück zu befestigten Straße geht. Alphas Bewohner müssen sehr tapfer sein (Alpha ist der mit den kaputten Stoßdämpfern). Charlie rächt sich mit einem abgerissenen Wärmeblech zwischen Auspuff und Fahrzeugboden. Wir lassen das Ding bis auf weiteres halblose unter dem Auto. Scheppert zwar etwas aber bringt keine größeren technischen Probleme.

Das unsere Autos eine Seele haben, zeigt uns Charlie: Als er auf glatte 268.000 Kilometer „nullte“, lässt er in dieser Minute seinen rechten Hinterreifen platzen. Herzlichen Glückwunsch! Blöde nur, dass wir zu dieser Zeit gerade an dem Araber hingen, der leider nicht warten wollte, bis wir den Reifen gewechselt haben.

Tatsächlich geraten wir nach genau 10 km wieder zurück an die Stelle, an der wir wohl mangels genauer Angaben in der Karte falsch abgebogen waren. Nochmal schönen Gruß an „Dr. Götze Land und Karte“. Später kriegen wir wenigstens einigermaßen nachvollzogen, wo wir wohl gewesen sein müssen.

Aber auch von hier kommen wir aus eigener Kraft nicht weit. Wieder greifen wir einen Vorbeikommer ab und zeigen ihm auf der Karte, wo wir hin wollen. Wenigstens die Orte sind (manchmal) eingezeichnet. Und wieder dürfen wir hinter ihm her fahren, diesmal in ruhigerer Fahrt, aber wohl nur, da er Frau und Kind dabei hat und sein Pickup schon recht baufällig ist. Im Zickzack führt er uns um die weitgehend weggerissene Originalstrecke herum. Irgendwann trennen sich aber auch unsere Wege und es wird wieder schwierig: Mit Händen etc. erklärt er uns den weiteren Weg, über den wir tatsächlich zur richtigen Route zurückfinden. Wenig später treffen wir in Palmyra ein, unser Zeitvorteil ist natürlich wieder mal dahin. Kennen wir ja schon. Ohne die hilfsbereiten Einheimischen würden wir aber immer noch durch die Wüste kurven.

Komisch, wir fahren immer als erste los und kommen als letzte an, sagt Jogi, als wir Palmyra gegen 17.30h erreichen.

Kurz orientieren, und nach Kahtan’s Garden suchen. Wir fahren durch uralte Ruinen zum Herzen der Oase. Kahtan, der Besitzer des Oasen-Gartens, den wir aufsuchen und in dem wir etwas entspannen sollen, ist freundlich und gibt uns die Hand. Klebrig wie sie ist, muss das Wasser hier wirklich knapp sein. Aber der Tee ist lecker und die Aussicht von seinem Gittermast mit Aussichtsplattform geht weit über die Gärten bis zu den Ausgrabungs¬stätten. Noch ein kurzer Blick auf die zahlreichen Altertümer, dann heißt es schnell das Hotel klar machen, solange es noch Zimmer gibt.

Da wir unsere eigenen Biervorräte vor der Grenze vernichtet haben, müssen wir ein Restaurant mit Alkoholausschank suchen. Gar nicht einfach im mohammedanischen Syrien. Aber auch diese Aufgaben bewältigen wir und ein ereignisreicher Tag geht in einem für örtliche Verhältnisse luxuriösen Hotel zu Ende.


10. Mai (9. Rallyetag)

Mai 15th, 2009

Nach zünftig syrischem Frühstück auf die nächste - relativ kurze - Tagesetappe nach Damaskus. Der Irak ist nicht weit, ein Hinweisschild deutet direkt nach Bagdad. Da wollen wir aber nicht hin. Ein andermal vielleicht. An der Strecke links und rechts der Straße schöne lange Löcher, in die man bei Bedarf Panzer stellen kann. Auch sonst viel Militärpräsenz.

10camping

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In Damaskus erstmal den Campingplatz suchen und Wagenburg aus den Autos bauen. Dann mit dem Taxi in die Stadt und die Aufgaben erfüllen: Die meisten nehmen das Angebot der freundlichen Rallyeleitung wahr und lassen sich im Hamam (Dampfbad) verwöhnen. Nur Torsten und Det benehmen sich wie Männer und nutzen die Zeit, um einen Photoshop zu suchen, der die Bilder der Einwegkamera entwickeln kann.

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Im Suk herrscht buntes Treiben. Quirliges Gewusel, wie im Großen Bazar in Istanbul, nur weniger Touristen. Vor der Tür der chaotische Autoverkehr, jedes zweite Auto ist eins von den kleinen knallgelben Taxis, überwiegend rundum verbeult. So ist wohl der richtige Orient.

Abends auf dem Zeltplatz zeigt es sich, dass es schlau war, unser Revier zu befestigen: Der Platz ist voll mit Rallyeteilnehmern und teils hoch interessanten Sammel- und Individualreiseunterkünften. Endlich kommt unsere Ausstattung zur Geltung: Wir lassen uns vom Syrischen Einfallsreichtum inspirieren und funktionieren Jogis Reisebett (hochkannt gestellt) mit Hilfe einiger der mitgeführten Einmalgrills in einen zünftigen Großgrill um. Seitwärts an die ebenfalls mitgebrachte Festzeltgarnitur getapet, reicht es, um die 2 kg Steak zu garen, die Jogi und Det erbeutet hatten. Reiner arbeitet das ebenfalls erworbene Gemüse zu leckerem Salat um.

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Am schwersten war es wieder mal, neues Bier zu bekommen (Mohammedaner kiffen ja höchstens). Aber auch das gelang: 24 Halbliterdosen und zwei Beutel Eis wechselten für endverhandelte 1100 Syrische Pfund den Besitzer und wurden noch am selben Abend vernichtet.

Syrien kann auch schön sein.
10-rallyebuch10kafer


11. Mai (10. Rallyetag)

Mai 15th, 2009

Alpha, Bravo und Charlie haben heute einen Tag Ruhe. Alles, was an Sonderprüfungen zur Verfügung stand, haben wir bereits gestern, am Tag unserer Ankunft in Damaskus erledigt. So könnten wir uns einen schönen Tag in der alten Orient-Stadt machen. Wir sind mit aber mit unserer Campingsituation so zufrieden, dass nur Karsten und Reiner einen Abstecher in die Stadt unternehmen. Nach gut 3 Stunden sind sie auch schon wieder da.

Unser Campingplatz liegt keineswegs in einer Gegend, die man als ansprechend oder schön bezeichnen würde. Hinter hohem Drahtzaun und Mauer befinden sich eine mehrspurige Hauptstraße, die gerade mit viel Krach erweitert wird sowie eine Vielzahl kleiner abgelebter und verölter Werkstätten mit dazu passendem Publikum. Am frühen Nachmittag verlassen Jogi und Torsten zu Fuß unser Fort auf der Suche nach ein paar Dosen Bier in der nahen Umgebung. Supermärkte gibt es zu unserem Bedauern nicht. Aber bereits nach wenigen Metern sehen wir einen Stapel ordentlich gestapelter Wasserflaschen vor einer Tür in einem unscheinbaren und trüben Gebäude. Tatsächlich verbirgt sich dahinter ein kleiner dunkler Laden. Die Regale sind ziemlich leer. Frische Waren gibt es dort nicht (sollte man auch nicht dort kaufen), lediglich eine nur ganz wenig angebissene Palette Heineken Bier wartet im Kühlschrank auf uns. Jogi fragt nach dem Preis und lässt die Palette zur großen Freude des kleinen Händlers in unserer mitgebrachten Ellerbrock-Tasche verschwinden. Wenn da nicht das Problem der Kommunikation wäre: Nicht „17“ sondern „70“ (!) Taler soll eine Dose kosten. Importbier ist halt sauteuer. Jetzt wird es arabisch. Die Palette wieder ab in den Kühlschrank gepackt. Ein Skandal, der Händler würde sein Gesicht verlieren. Schlimm, weil ein noch Bekannter von ihm im Raum ist. Es wird gefeilscht und Fachgespräche werden geführt. Der Händler bietet an, schnell ein paar Dosen einheimischen Bieres zu besorgen. Dauert nur eine halbe (arabische) Stunde. Wir vermuten, unsere beiden arabischen Freunde stellen fest, dass ein Mengenrabatt her muss. Nach einigen Minuten Verhandlungen gehen wir mit 8 Dosen zu ca. 50 Taler je Dose und einer Ellerbrock-Tasche weniger nach großem arabischen Händeschütteln zufrieden zurück zum Campingplatz. Dort warten Martin und Det schon auf das kühle Nass und wir genießen unseren Sundowner auf unserer Festzeltgarnitur.

Weil uns das gestrige Grillen sehr gefallen hat, wollen wir noch einmal unseren neuen Komfortgrill anwerfen. Det und Jogi ziehen mit Bravo los, um Grillfleisch und Bier zu erwerben. Gestern hatten wir mit dem Fleisch großes Glück. Das war wirklich lecker. Jogi hatte den Strang im Fenster einer der vielen kleinen Läden entdeckt. Der Fleischer (?) fragte, ob er das Fleisch durch den Wolf drehen solle, während er gut 500 Fliegen von dem Fleischwolf verscheuchte. Unsere Freunde lehnten daraufhin dankend ab. Das Fleisch war im Ganzen ohnehin viel leckerer. Hoffentlich würden die beiden diesen Laden wiederfinden. Fanden sie aber nicht, bzw. nicht ohne weiteres. Erst nach 1 oder 2 Stunden rollte Bravo wieder in unser Fort. Seine Fracht (Geflügelfleisch und eine Palette Bier), haben wir noch am selben Abend in gemütlicher Runde gelöscht.

12. Mai (11. und letzter Rallyetag)

Mai 15th, 2009

Kurz vor 08.00h geht es los Richtung Jordanien. Vorher haben wir unsere Sachen gepackt und wie es sich gehört, unseren Platz aufgeräumt. Unsere Festzeltgarnitur und die schöne neue Grill-/Schlafkombination haben wir als Spende dort gelassen. Nachdem wir den lebhaften Berufsverkehr von Damaskus verlassen hatten, waren die verbleibenden 250 km bis zur Grenze ein Kinderspiel. Die Rallyeleitung hatte uns sogar erlaubt, die Autobahn zu benutzen. Nach mehreren tausend Kilometer schlaglochreicher und zusammengefrickelter Landstraßen ein echter Hochgenuss. Die Syrischen Grenzbeamten ließen es sich natürlich nicht nehmen, uns noch ein letztes Mal ordentlich auszunehmen und uns mit einer völlig sinnlosen Stempeltirade, verteilt auf mehrere Schalter und Verwaltungsgebäude zu nerven. Natürlich teilweise angeblich gebührenpflichtig und immer quittungslos. Der Inhalt unserer Autos wurde dabei von keinem dieser Offiziellen angesehen.

Höhepunkt der Zeremonie: Wir stehen in großer Rallyefahrertraube vor einer Bude, in der es einen wichtigen Stempel gibt. Natürlich in der prallen Sonne. Im Schnitt verbringt dort jedes Team eine gute ¾ Stunde. Da fährt ein schicker neuer Porsche mit Nummernschild „Kuwait“ ein. Keine 5 Minuten vergehen und die Reise geht für ihn weiter. Tja so isses, wie sind halt zu arm. Wir wenden stattdessen die gefürchtete “Schwere Schwager Sichel” an, indem wir unauffällig einen Halbkreis in der Traube bilden. So kann sich niemand mehr von der Seite vordrängeln. Als sich die Schweren Schwager verrichteter Dinge mit dem begehrten Stempel auf dem Dokument aus dieser Traube entfernen, implodiert das dadurch entstandene Raumvakuum vor dem Schalter und hinterlässt ein ordentliches Durcheinander, weil jeder versucht, ein Stück der Lücke vor dem Schalter zu ergattern.

„Bauruinen, Beduinen, Backschisch und Betrüger“ fasst Det das Thema “Syrien” treffend zusammen.

Ganz anders der Empfang in Jordanien: Bereits am ersten Checkpoint werden wir herzlich begrüßt. Man nimmt uns Pass und Fahrzeugpapiere ab und erklärt uns, dass alles für uns erledigt werden würde. So war es dann auch. In der Zwischenzeit versammeln sich alle Rallyeautos und Teams auf dem Parkplatz an der Jordanischen Grenze. Ein erste Ladung Partner wird per Bus eingeflogen. Wir können zum Teil rührende Begrüßungsszenen miterleben.

Jetzt noch die Wüstensonderprüfung und dann ist Feierabend. Nach nur wenigen Verfahrern sehen wir nicht weit entfernt eine große Staubwolke. Dort muss es sein. Und in der Tat, die Wolke wird von einigen Teilnehmern produziert, die wild durch die Wüste rasen. Gleich bei der Abfahrt von der Straße in den Sand fällt unser Blick auf einen arg gebeutelten BMW. Dem ist ein Handstand-Überschlag nicht gut bekommen. Der Berufstaxifahrer hat beim Üben eine Kurve etwas zu flott genommen, ist in Querrillen geraten und blieb prompt auf dem Dach liegen. Ihm ist aber nichts passiert. Aber das Auto ist zwar schrottreif (selbst für dortige Verhältnisse), schafft den Weg bis zum Wüstencamp aber noch ohne Kühlpropellerflügel..

Wir überstehen die Wüstenprüfung sehr gut, zumindest die Wüstenprüfung, die in die Wertung eingeht. Es geht darum, möglichst schnell eine bestimmte Strecke mit ein paar Hindernissen abzufahren, die Zeit wird gestoppt. Zünftig mit einer schwarz-weiß karierten Flagge werden wir gestartet. Alpha, Bravo und Charlie rennen los. Wie vereinbart macht Bravo den Scout, Alpha und Bravo folgen. Schon nach kurzer Zeit kann Charlie in dem von unserem Team entfachten Sandsturm nichts mehr sehen. Wir fahren mal links, mal recht raus, um zu sehen, wo es lang geht. 180 Grad Kurve an der oberen Wendemarke. Jetzt haben wir freie Sicht. Alpha und Bravo fahren etwas weiter links. Mit ordentlich Gas schließen wir parallel mit knapp 130 Sachen auf. Dann kommt die Acht. Alpha und Bavo verschwinden wieder in ihrer Wolke. Da wollen wir nicht hineinfahren. Auf unserer Carrera-Bahn wird das zwangsläufige Kollisionsproblem durch eine Brücke gelöst. Die haben wir hier aber nicht. Um zu vermeiden, dass wir uns irgendwo in der Sandsturm-Acht treffen, lassen wir Alpha und Bravo erst herausfahren, bevor wir unsere Runde drehen. Unsere Zeit ist laut Auskunft des OK sehr ordentlich. Gut gemacht!

Jetzt geht es weiter ins Wüstencamp. Wilfried (Veranstaltungschef) gibt uns den Generalkurs an. Ganz einfach in der Wüste bleiben, zunächst an dem kleinen Deich entlang, danach kommen kleine aufgetürmte Steinhäuflein als Wegweiser, wie die Beduinen sie kennen. Die insgesamt ca. 30 Kilometer bis zum Camp sollen ganz einfach zu finden sein. Hätte das OK nicht nach einigen Kilometern einen Pfadfinder gestellt, mit dem wir einen Konvoi bilden konnten, hätten wir die Nacht wohl in der Wüste verbringen müssen. So setzten sich die ersten 20-30 Fahrzeuge in einer Reihe in Bewegung. Aus der anfangs schönen Sandwüste wurde nach kurzer Zeit eine fiese Steinwüste. Es dauert nicht sehr lange und 4 Mercedes T-Modelle hatten sich ihre Ölwanne aufgeschlitzt. Ende der Reise. Leider traf es auch Alpha und Charlie. Die beiden müssen denselben Stein erwischt haben, denn sie blieben fast zeitgleich mit auslaufendem Öl stehen. Schade. Die restlichen Kilometer (ca. 30 (!)) ging es dann im Schlepp weiter. Alpha an dem noch intakten Bravo und Charlie an einem Audi mit V8-Motor und Allrad. Das wurde eine sehr flotte Fahrt für Charlie. Für den geschleppten Fahrer ist die Sache reichlich anstrengend, weil man durch den aufgewirbelten Sand nichts sieht. Ab und zu knarrt es auch recht heftig im Gebälk.
Charlie hatte von der Aktion offensichtlich so die Schnauze voll, dass er kurz vor dem Ziel die Luft aus seinem linken Vorderrad lässt. Jetzt langt es! Stellen Jogi und Torsten fest. Wir haben einfach keine Lust mehr, in der Wüstenhitze auch noch das Rad zu wechseln. Also schneller fahren, zur Not halt auf der Felge. So war es dann auch. Als wir den Rallyeparkplatz erreichten, war in dem Reifen keine Luft mehr. Nach Ankunft im Camp gab es Worte der Bewunderung vom Audi-V8-Fahrer an Det, der es hinbekommen hatte, mit weniger als halbsoviel PS und nur 2 angetriebenen Rädern dieselbe Last ins Ziel zu bringen.
Wir haben unsere drei tapferen Autos schön in einer Reihe aufgestellt und sind den Wüstenstaub wegspülen gegangen. Darin sind wird gut.

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Mit Abgabe von Roadbook und Lösungsheft bei der Wüstensonderprüfung ist die Rallye beendet. Während der paar Tage, die das OK für die Auswertung benötigt, machen wir einen Jordanien-Trip als Tourist. Schweren Herzens gucken wir auf die Teilnehmer, die diesen Trip noch mit dem eigenen Auto machen können.
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Das Ziel unseres Projektes haben wir aber erreicht: Wir sind alle gesund und munter mit unseren treuen Gefährten in Jordanien angekommen. Keine Unfälle, keine Verletzungen, keine Überfälle. Gelernt und gesehen haben wir viel und es hat reichlich Spaß gemacht. Wir berichten ausführlich in Hamburg.

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Rallye mit “4. Platz” beendet / Alle wieder in Hamburg

Mai 19th, 2009

Heute Vormittag sind die letzten 4 Aktiven und die beiden nachgereisten “Spielerfrauen” wohlbehalten wieder in Hamburg angekommen, nachdem zuerst Reiner und dann Torsten jobbedingt einige Tage früher heimkehren mussten.

Ergebnis der Veranstaltung: Alle Fahrzeuge ans Ziel gebracht (allerdings kurz danach zwei auf einer ekligen Schotter-Wüstenpiste fahrunfähig gemacht, so dass Torsten, Jogi, Karsten, Martin und “Spielerfrau” Bärbel die touristische Rundfahrt durch Jordanien im Bus aussitzen mussten).
Im sportlichen Sinne ein voller Erfolg!

Bei der Siegerehrung im Nobel-Hotel “Le Royal” in Amman wurden die ersten drei Plätze vergeben, dann folgten ca. 60 Vierte Plätze. Davon haben wir auch einen bekommen. Gerne hätten wir gewusst, wie gut wir wirklich waren, aber das OK hielt - aus entnervenden Punkte-Diskussionen der Vorjahre klug geworden - eisern dicht, welches Team wieviel Punkte erzielt hat. Andererseits können wir jetzt zu Recht behaupten, eine der größten und härtesten Motorsportveranstaltungen der Welt (sowohl was die Länge als auch was die Teilnehmerzahl angeht) erfolgreich mit einem vierten Platz abgeschlossen zu haben.

In Jordanien hat diese Veranstaltung übrigens einen wesentlich höheren Bekanntheitsgrad und Stellenwert als hierzulande. Auf der gesamten fünftägigen Rundreise durch Jordanien, die wir zwischen dem Ende der Rallye und der Siegerehrung unternahmen, wurde unser Konvoi von einer Polizei-Eskorte begleitet, die mit Blaulicht vorweg fuhr und uns freie Bahn verschaffte. Sogar die Jordanische Presseagentur “Petra” berichtete in ihren Tagesmeldungen mehrfach von der Rallye und darüber, dass Her Royal Highness Prinzessin Basma von Jordanien bei der Schlusszeremonie zugegen war.

Allmählich wird uns klar, dass wir echte Helden sind. Hat die Prinzessin in Ihrer Ansprache auch gesagt.

Leider gab es in Hamburg kein “Heroes Welcome”. Ist aber sicher auch nicht schlecht, wenn man die Füße schnell wieder auf den Boden bekommt ;-)

An dieser Stelle übrigens ein besonderer Dank an Lutz, der während unserer Tour das Blog so fleißig und schnell mit unseren Depeschen upgedatet hat und es Euch allen damit ermöglicht hat, sich über unser Schicksal in der Fremde unterrichtet zu halten!